Urkunde für drei ereignisreiche Jahrzehnte
30. Jahrestag der Kameradschaft zwischen Abbendorf und Schönewörde
Haupt-Begründer der Freundschaft waren die damaligen Wehrleiter Heiko Fricke (r.)
und Rolf Feldmann (l.) − in der Mitte Junior Martin Fricke. Foto / Repro: Zuber
VON KAI ZUBER
Abbendorf − Kameradschaft wird bei den befreundeten Feuerwehren aus Abbendorf
(Flecken Diesdorf) und Schönewörde (Niedersachsen) ganz groß geschrieben. Nun gilt es,
drei ereignisreiche Jahrzehnte zu feiern: „Wir hatten eigentlich im letzten Jahr schon
unser 30. Jahrestag der Kameradschaft zwischen Abbendorf und Schönewörde, aber haben das
in diesen Jahr mal urkundlich dargestellt”, erklärt Abbendorfs Feuerwehr-Gruppenführer
und Mitinitiator Heiko Fricke.
Am 3. März vor nunmehr 31 Jahren wurde der erste offizielle Kontakt zwischen Abbendorf und
Schönewörde dokumentiert. Damals wurde ein Telegram versandt, das heute noch erhalten und
im Feuerwehr-Archiv der niedersächsischen Partnerwehr gespeichert ist.
„Von da an haben wir uns mehrmals im Jahr getroffen, zu Wettkämpfen, Generalversammlungen und
gemütlichen Treffen. Auch unser Grenztreffen zur Jahreswende fand vor Corona immer pünktlich
um 12 Uhr an der ehemaligen Grenze in Waddekath statt”, berichten die Zeitzeugen.
Denn: Haupt-Begründer waren die beiden Chefs der Wehren Heiko Fricke und Rolf Feldmann.
„Wir hoffen, dass die Traditionen auch nach Corona mit den neuen Führungskräften weiter gepflegt werden”,
so die beiden mittlerweile betagten Feuerwehr-Haudegen.
Aus einem Kontakt per Brief wurde enge Partnerschaft
Seit 1990 besteht damnach zwischen den Feuerwehren Abbendorf (Altmark) und Schönewörde eine sehr enge Partnerschaft.
Der damalige Schriftführer der Feuerwehr und Vorsitzende des Schützenvereins Schönewörde,
Siegfried Lindloff sowie der Abbendorfer Bernd Wellert haben diese Partnerschaft ins Leben berufen.
Seit dem 23. Januar 1990 besteht Briefkontakt durch ein Schreiben des Abbendorfer Ex-Wehrleiters Heiko Fricke,
dessen Nachfolger mittlerweile sein Sohn Martin Fricke ist.
Erste Kontakte zu einer Feuerwehr in der DDR hatte nach der Wende auch die Freiwillige Feuerwehr
Wesendorf (Niedersachsen) aufgenommen. Altmärker aus Ristedt und Klötze freundeten sich mit
Einwohnern der Samtgemeinde Wesendorf an. Auch Bürger aus Kalbe / Milde waren mit unter den
Ersten, die ihre Fühler gen Westen ausstreckten und Gleichgesinnte suchten.
Die Feuerwehr-Chronik aus Schönewörde hält bis heute die turbulenten Ereignisse der Wendezeit
vor 31 Jahren fest: Fast 2000 Bürger aus Ost und West wurden im Frühjahr 1990 Zeuge,
als der sechste und vorletzte Grenzübergangspunkt zwischen dem Landkreis Gifhorn und dem
Nachbarkreis Klötze zwischen Diesdorf und Wittingen in Waddekath/Rade geöffnet wurde.
Unter die zahlreichen Prominenten mischten sich auch Landrat Heinrich Warnecke,
Oberkreisdirektor Klaus Lemke sowie der Bundestagsabgeordnete Engelbert Nelle.
Unter dem Beifall der Menschen wurde das rot-weiße Trennband mitten auf der Straße zerschnitten
und damit ein weiterer Verbindungspunkt zwischen Niedersachsen und der Altmark hergestellt.
Für Besuch musste ein Dienstreiseantrag gestellt werden
„Kommunalpolitiker von hüben und drüben reichten sich die Hände,
zahlreiche Menschen prosteten sich jubelnd zu. Die DDR-Grenztruppen drückten an diesem Vormittag beide Augen zu,
und ließen Bundesbürger auch ohne gültige Einreisepapiere passieren”, heißt es in der Feuerwehr-Chronik.
Viele DDR-Bürger nutzten die neue Möglichkeit, im grenznahen Wittingen Einkäufe zu tätigen,
andere wiederum sahen sich in Diesdorf, Waddekath und Umgebung um. Der bundesdeutsche Grenzschutz hielt
für interessierte Bürger Straßenkarten bereit. Der Grenzübergangspunkt Wittingen-Waddekath war Anfang 1990
der vorletzte geöffnete Übergangspunkt, bevor auch die Verbindung Brome und Wendischbrome wieder
nach Jahren der Schließung passierbar gemacht wurde.
Der erste Besuch der Kameraden aus Abbendorf in Schönewörde erfolgte dann am 3. März 1990 und wurde,
wie bereits erwähnt, mit einem Telegram angekündigt.
Die Feuerwehr Abbendorf feierte wenige Wochen später, Mitte Mai 1990, ihren 90. Geburtstag.
Fast wären die Übungen in den Morgenstunden des Sonnabend buchstäblich ins Wasser gefallen,
denn ein kräftiges Gewitter entlud sich an jenem Tag über Abbendorf. Doch Petrus hatte Erbarmen:
Mit einer Stunde Verzögerung zeigten die angereisten Gastfeuerwehren ihr Können.
„Ehe die Jahreshauptübung für die umliegenden Wehren begannen, demonstrierte die Feuerwehr aus der
Partnergemeinde Schönewörde, was sie leisten kann.Über die moderne Technik staunten viele. ...
Wie lange wird es wohl noch dauern, bis solche Standards auch in der DDR Einzug halten werden?”,
schrieb der Abbendorfer Lokalreporter Rüdiger Lange damals über das Großereignis im Isenhagener Kreisblatt.
Hoffnung auf eine noch sehr lange Freundschaft
Den Abschluss bildete der Feuerwehrball in einer gut hergerichteten Lagerhalle der LPG-Tierproduktion Abbendorf.
Heiko Fricke bedankte sich bei den Schönewördern für die Unterstützung.
„Gut drei Jahrzehnte ist das jetzt schon her, doch wir hoffen, dass unsere Feuerwehrfreundschaft noch lange hält”,
so Fricke.
Dieses Dokument besiegelt drei Jahrzehnte: Die Feuerwehr-Chroniken halten bis heute die turbulenten
Ereignisse der Wendezeit von 1990 fest.
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