„Manchmal sind 30 Zentimeter zu viel”
Wesendorf: Atemschutz-Geräteträger aus Ortswehren der Samtgemeinde proben den Ernstfall
Von Burkhard Ohse
Wesendorf. Der Auftrag war klar. Der Angriffstrupp sollte mit schwerem Atemschutz in
das brennende Haus vordringen. Dichter Qualm behinderte die Sicht. „Zunächst prüft man mit dem Handrücken die Tür. Spürt man trotz Handschuhen
Wärme, dann Vorsicht”, schärfte Thomas Wegmeyer ein.
Tür kurz öffnen, mit Wassersprühstrahl den Qualm runterkühlen,
und das mehrmals, erst dann in das Gebäude vordringen. So lief es am Brandhaus ab.
„Lässt man die Tür offen, kommt Sauerstoff in das Gevermissbäude und es gibt eine Durchzündung”,erklärte Wegmeyer
Am Wochenende übten auf dem Südgelände des ehemaligen Standortübungsplatzes der Wesendorfer Hammerstein-Kaserne
20 schon als AGT-Träger ausgebildete Feuerwehrleute aus allen Ortswehren der Samtgemeinde das Vorgehen unter
schwerem Atemschutz. Lediglich die Feuerwehr aus Ummern fehlte, die bei den Eimerfestspielen in Kästorf die Samtgemeinde
vertrat. Gleichzeitig war es auch ein Hitzetest für die Feuerwehrleute. Denn nicht die
Temperaturen des kleinen im Haus mit Stroh und Kaminholz entzündeten Feuers machten zu schaffen, sondern vor allem die sommerlichen Außenwerte.
Wegmeyer, stellvertretender Gemeindeausbildungsleiter und Atemschutzgerätewart, hatte den Part am Brandhaus. Gemeindeausbildungsleiter
Nicki Sölter wies gleich nebenan am zweiten Gebäude, das einst den Soldaten für die Häuserkampfausbildung
diente, den Rettungstrupp ein. „Der kommt nur zum Einsatz, falls dem Angriffstrupp etwas passiert”, erklärte
Sölter.
Das war dann auch der Auftrag für die Teilnehmer. Die beiden Kameraden vom Angriffstrupp waren in Schwierigkeiten,
wahlweise musste eine vermisste Person in dem Gebäude gesucht werden. „Nur wenig über dem Fußboden kann man etwas
sehen, trotz der Stirnlampen. Daher müssen sich die Einsatzkräfte vorantasten”, erklärte Sölter. Manöverkritik gab es
nach jedem Durchlauf. „Ihr wart zu weit weg von der Wand. Im Notfall kann eine verletzte Person auch ganz eng an der
Wand liegen, da sind dann dreißig Zentimeter Abstand zur Wand unter Umständen zu viel”, sagte er. Aber: „Das ist
keine Maßregelung. Dafür üben wir ja.”
Jeder Atemschutzgeräteträger muss pro Jahr einen Einsatz hinter sich bringen oder eine einsatzähnliche Übung, führte Wegmeyer aus. Und auch diese
Übung verlangte alles ab. „Es ist schon was anderes, wenn man sonst nur Theorie macht”, urteilte
Stefan Heuke aus Westerholz. „Am Schwierigsten ist die fehlende Sicht.“ Wulf Stoiber und Andreas Meyer aus Schönewörde
fanden es in den Schutzanzügen „angenehm muckelig“, ernteten aber für ihren Einsatz Lob. „20 Minuten darf
ein Einsatz höchstens dauern, die Einsatzkräfte haben ständig Funkkontakt”, sagte Sölter.
Dann seien die Einsatzkräfte auch erschöpft, denn schließlich herrschen bei Gebäudebränden
auch mal bis zu 500 Grad, auch das halten die Anzüge aus.
Außer diesen Tests hat jeder AGT-Träger alle drei Jahre einen Arztbesuch mit Belastungs-
EKG vor sich, erklärte der Gemeindeausbildungsleiter. Dass das Wetter am Sonnabend zusätzlich
so warm war, fanden die beiden Ausbilder gut. „Wir sitzen nach den 40 Durchläufen
hier noch gemütlich zusammen. Und dann ist es schöner, als wenn es regnen würde”, meinte
Wegmeyer.
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